Tierärtzlicher Ratgeber
Ohrenentzündung bei Hunden
Besonders im Sommer leiden Hunde vermehrt an Ohrproblemen. Meist handelt es sich dabei um eine Aussenohrentzündung, die sich mehrheitlich gut behandeln lässt. Zudem können die Besitzer:innen durch einfache Massnahmen eine wirkungsvolle Prävention betreiben.
Das Wichtigste zu Hundeohren
- Eine Otitis ist eine sogenannte Faktorenerkrankung. Neben der individuellen Veranlagung (Prädisposition) des Tieres wirken sich auch sogenannte primäre und sekundäre Faktoren auf den Krankheitsverlauf aus (siehe unten).
- Tiere leiden meist an einer Entzündung des Gehörgangs. Eine solche wird als Aussenohrentzündung, in der Fachsprache Otitis externa, bezeichnet.
- Eine Mittelohrentzündung (Otitis media) entwickelt sich beim Tier meist durch eine Perforation des Trommelfells nach anhaltenden Entzündungen oder durch die mechanische Einwirkung eines Fremdkörpers und nicht wie beim Menschen durch eine aufsteigende Infektion aus dem Nasen-Rachen-Raum.
- Prädisponierende Faktoren für eine Otitis externa sind die bei Hunden relativ engen Gehörgänge, Haare im Übergangsbereich von Ohrmuschel zum Gehörkanal und übermässige Ohrenschmalz-Produktion.
- Da der Gehörgang beim Hund zudem einen Knick aufweist (vgl. Foto), kann das Tier seine Ohren auch durch Kopfschütteln nur ungenügend von Wasser und anderen Fremdkörpern befreien.
- Typische Symptome einer Ohrenentzündung sind Schmerzen im Bereich der Ohren, Kopfschütteln oder intensives Kratzen. Bei vielen Patienten kann zudem ein Ausfluss aus dem befallenen Ohr beobachtet werden.
- Im weiteren Verlauf kann eine Otitis zusätzlich Kopfschiefhaltung oder sogar Gleichgewichtsprobleme hervorrufen.
- Bei Hunden mit Hängeohren kommt noch ein weiteres Problem dazu: Diese erschweren eine genügende Belüftung der Ohren, womit es rascher zu einem feucht-warmen Klima im Gehörgang kommt, welches wiederum die Vermehrung von Bakterien und Pilzen begünstigt.
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Auslöser, Komplikationen und Diagnostik:
- Zu den primären Auslösern einer Otitis zählen Allergien, Fremdkörper (Grasgrannen, Sandkörner etc.) und Ohrmilben.
- Bei Allergien bspw. auf Futterbestandteile, Medikamente etc. leiden bis zu 80% der Hunde an einer beidseitigen, chronischen Otitis externa.
- Ohrmilben treten bei Hunden vor allem bei Jungtieren auf, wobei die befallenen Tiere immer an starkem Juckreiz leiden.
- Katzen können auch stille Träger dieser Parasiten sein und stellen damit ein Reservoirwirt dar, bei dem sich Artgenossen, aber auch Hunde anstecken können.
- Im Verlauf einer Otitis externa kann es zudem zu einem Othämatom (im Volksmund als „Blutohr“ bezeichnet) kommen, da die Patienten häufig den Kopf schütteln bzw. intensiv ihre Ohren kratzen, wodurch starke Blutungen im Ohrmuschelbereich ausgelöst werden können.
- Insbesondere bei fortgeschrittenen Infektionen muss auch die Unversehrtheit des Trommelfells mit einem speziellen Instrument (ein sogenanntes Otoskop) kontrolliert werden, da einige Wirkstoffe in solchen Fällen kontraindiziert sind.
- Um einer Verdachtsdiagnose einen konkreten Auslöser zuordnen zu können, braucht es weitergehende Abklärungen wie beispielsweise eine Tupferprobe oder den visuellen Nachweis von Ohrmilben.
Wozu der Tierarzt rät...
- Eine Ohrenentzündung muss immer behandelt werden, da die natürliche Abwehrfunktion des Ohres durch die Erkrankung gestört ist, und sich das Tier nicht selbst helfen kann. Im akuten Stadium ist die Behandlung meist einfach, schnell und erfolgversprechend.
- Grundsätzlich umfasst die Therapie in einem ersten Schritt eine Reinigung mit speziellen Lösungen. Die so von Schmutz und Schmalz befreiten Ohren können anschliessend mit tierspezifischen Medikamenten behandelt werden.
- Absolut abzuraten ist von einem Reinigungsversuch des Gehörgangs mit Wattestäbchen. Damit wird der Schmutz nur tiefer und damit hinter den Knick im Gehörgang verschoben. Solch tief liegenden Schmalzpfropfen können meist nur noch unter Narkose entfernt werden.
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Verschlagwortet mitOhrenentzündung, Ohrenreinigung