Tierärtzlicher Ratgeber
Bindehautentzündung und gereizte Augen
Eine Rötung des Auges weist auf eine Reizung hin. Meist fällt dabei eine Entzündung der Bindehaut den Besitzer:innen auf. Als Ursachen kommen verschiedenste Faktoren in Frage. Wann ist eine Augenentzündung ein Notfall und wann handelt es sich um eine einfache Reizung, die Sie selber behandeln können?
- Autor: stud. med. vet. Nina Beutling
- Tierart: Hund, Katze
- Augen
Das Wichtigste zur Bindehaut:
- Die Bindehaut wird Konjunktiva genannt. Mit der Endung -itis wird in der medizinischen Fachsprache immer ein entzündlicher Prozess bezeichnet – wie beispielsweise Arthritis bei einer Gelenksentzündung oder eben Konjunktivitis bei einer Entzündung der Bindehäute.
- Die Bindehaut bedeckt die Innenfläche der Augenlider und liegt dem Auge direkt auf. Sie gehört aber anatomisch nicht zum Auge selbst. Wenn das gesamte Augenlid, auch Blepharon genannt, entzündet ist, spricht man von einer Blepharitis.
- Die Konjunktiva hat wichtige Funktionen fürs Auge: Sie verhindert die Austrocknung der Hornhaut und stellt eine Barriere gegen Mikroorganismen und Fremdkörper dar. Sie ist die am meisten den Umwelteinflüssen ausgesetzte Schleimhaut des Körpers. [1]
Vieles kann die Augen reizen...
- Grundsätzlich kann ein Vielzahl von Faktoren eine Konjunktivitis auslösen: Dazu gehören beispielsweise Viren, Bakterien, Insektenstiche, Fremdkörper wie Haare oder Grasgrannen, Pollen, Feinstaub, allergischen Reaktionen und Zugluft.
- Beim Hund sind meistens Pollen oder weitere reizende Substanzen für eine Entzündung verantwortlich. Vor allem bei jungen Hunden kommt dies häufig vor und ist kein Grund zur Sorge. Wenn Sie nach dem Spaziergang die Augen mit befeuchtenden Augentropfen ausspülen, lindert das die Reizung durch Staub oder Pollen.
- Beim erwachsenen Hund sollten Sie jedoch eine Augenrötung gut beobachten. Ein saisonales Auftreten im Frühjahr spricht eher für eine Pollenallergie. Treten die Augenprobleme jedoch ganzjährig auf, muss nach dem Auslöser diagnostisch gesucht werden. Insbesondere Unverträglichkeiten gegen Substanzen zu finden, die auch eine Augenentzündung hervorrufen, bleibt eine Herausforderung. [3]
- Kurzköpfige (sog. brachycephale) Rassen wie Boxer, Möpse oder Bulldoggen etc. leiden häufiger an chronisch trockenen Augen (als Keratokonjunktivits sicca bezeichnet). Denn ihre Bindehäute können die rassetypischen, hervorstehenden Augäpfel ungenügend befeuchten. In solchen Fällen hilft eine tägliche Befeuchtung mit speziellen Augentropfen bzw. -salben.
- Hat Ihre Katze ein entzündetes Auge, sind sehr wahrscheinlich infektiöse Erreger dafür verantwortlich. Eine leichte Entzündung kann innerhalb weniger Tage von alleine abklingen. Dauert sie aber länger, wird progressiv schlimmer oder wird von Schmerzen begleitet, ist ein Besuch in der Tierarztpraxis angezeigt.
Eine Konjunktivitis vorbeugen
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Pollen, Feinstaub, Schwebestoff, Zugluft etc.
- Wie oben erwähnt sind die Ursachen für eine Konjunktivitis sehr vielfältig. Doch sie haben eines gemeinsam: Je schneller Erreger oder Fremdkörper aus dem Auge entfernt werden, umso schwächer fällt die Entzündungsreaktion aus. Reinigen Sie deshalb die Augen Ihres Vierbeiners mit Pflegetüchern oder milden Augentropfen, sobald Sie eine Verschmutzung oder leichten Ausfluss feststellen.
- Falls Ihr Hund auf Pollen reagiert, sollten Sie auch diese möglichst meiden oder während der Pollensaison vermehrt Augentropfen verwenden.
- Schwebestoffe in Zigaretten und Vapes etc. können vor allem in geschlossenen Räumen zu Augenreizungen führen. Deshalb gilt für Hunde, was auch für Kinder gilt: Rauchen Sie draussen.
- Vermeiden Sie möglichst Zugluft. Diese kann das Auge stark reizen. Also Vorsicht auch bei starkem Gebläse der Klimaanlage im Auto oder beim Fahren mit offenen Fenstern.
Wozu der Tierarzt rät...
- Ist das Auge nur gerötet und das Tier zeigt sonst keine Anzeichen wie ein krampfhaftes Zukneifen des Auges oder Schmerzen, versuchen Sie es zuerst mit Augentropfen für Tiere. Damit lassen sich Reizungen durch Pollen und andere Fremdkörper grösstenteils beseitigen.
- Leidet Ihre Katze an (eitrigem) Augenausfluss, der zusätzlich von Nasenausfluss, Niesen oder Husten begleitet sein kann, muss auch an Katzenschnupfen gedacht werden. Dabei handelt es sich um eine Mischinfektion, die für andere Katzen ansteckend sein kann. Sprechen Sie das weitere Vorgehen mit Ihrer Tierärztin/Ihrem Tierarzt ab und isolieren Sie vorerst Ihre Katze.
- Entdecken Sie, dass die Pupillen Ihres Tieres stark vergrössert oder verkleinert, und/oder die Augen getrübt sind, wenden Sie sich umgehend an Ihre(n) Tierarzt:in! Diese Symptome passen nicht zu einer einfachen Reizung der Augen. [3]
Literaturhinweise
- 1. Augenheilkunde. Walde I, Nell B, Schäffer E, Köstlin R, Hrsg. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Schattauer GmbH; 2008. doi:10.1055/b-005-148995
- 2. Patienteninformationen. Version 1.0. Thieme; 2020.
- 3. team.konkret 2021; 17(03): 15 – 20. Wissen kompakt. Lettmann, Sarah. doi: 10.1055/a-1516-1231
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